Schorndorf
Das Kamel im Nadelöhr
Mittwoch, 19. Februar 2020, 18.05 Uhr
Veröffentlicht am , 08:29 Uhr | Autor: Patrick Bellon
Auch für die Schorndorfer Feuerwehr stand 2020 im Zeichen des neuartigen Coronavirus. Bereits seit Monaten werden keine Präsenzfortbildungen mehr durchgeführt, im Einsatz ist das Personal auf mehr Fahrzeuge verteilt, um die Kontakte untereinander so gut es geht zu minimieren. Bereits früh wurden in der Pandemie Sicherheitsmaßnahmen wie Maskenpflicht und intensive Desinfektion aller Gerätschaften getroffen. »Dank dieser Maßnahmen, vor allem jedoch durch das engagierte und vorbildliche Verhalten aller Einsatzkräfte konnten wir unsere Einsatzbereitschaft wie gewohnt durchgängig aufrecht erhalten und stehen somit auch in dieser schwierigen Zeit rund um die Uhr für die Sicherheit der Schorndorfer Bürgerinnen und Bürger bereit«, berichtet Kommandant Jürgen Bruckner.
In die Geschichte wird wohl vor allem die Truppmannausbildung Teil 1 eingehen. Kurz vor dem ersten Lockdown gestartet, konnte der Lehrgang unter strengster Einhaltung aller Schutzmaßnahmen nach fast acht Monaten Ende Oktober – kurz vor dem nächsten Lockdown – abgeschlossen werden. Zum Vergleich: normalerweise dauert ein vergleichbarer Lehrgang rund zwei Monate.
Durch zahlreiche Neueintritte konnte der Personalstand im vergangenen Jahr auf sage und schreibe 594 Menschen zwischen 6 und 90 Jahren erhöht werden. Damit verfügt die Stadt Schorndorf über die personalstärkste und somit größte Feuerwehr im Rems-Murr-Kreis. In den acht Einsatzabteilungen engagieren sich 341 Frauen und Männer, in der Jugendfeuerwehr 139 Mädchen und Jungen. Die Altersabteilung hat insgesamt 87 und die Musikabteilungen 27 Mitglieder. »Solche Mitgliedszahlen und das damit einhergehende ehrenamtliche Engagement sind heutzutage leider nicht mehr selbstverständlich. Darauf können wir und auch die Schorndorfer Bevölkerung zu Recht stolz sein«, freut sich Bruckner.
Obwohl die Einsatzzahlen im Vergleich zu 2019 durch Lockdown und weitere Corona-Maßnahmen spürbar zurückgegangen sind, wurden die ehrenamtlichen Einsatzkräfte 2020 zu insgesamt 189 Einsätzen alarmiert – im Schnitt also rund jeden zweiten Tag. Bei allen Einsätzen konnten 16 Personen aus teils lebensbedrohlichen Lagen gerettet werden. Für fünf Menschen kam leider jede Hilfe zu spät.
Die Einsätze unterteilten sich wie folgt:
Bei den Einsätzen wurden glücklicherweise keine Feuerwehrangehörigen verletzt.
Bis zum vergangenen Jahr war Schorndorf die letzte Große Kreisstadt im Rems-Murr-Kreis, die von einem ehrenamtlichen Feuerwehrkommandanten geführt wurde. Da der bisherige Kommandant Jost Rube nach langjährigem und hohen persönlichen Engagement 2020 seinen wohlverdienten Ruhestand antrat, entschied sich die Stadtverwaltung zur Einstellung eines hauptamtlichen Feuerwehrkommandanten und zur Gründung einer Stabsstelle Brand- und Katastrophenschutz. Nach einem Bewerber- und Auswahlverfahren wählte der Gemeinderat den Schorndorfer Jürgen Bruckner zum neuen Kommandanten und Leiter der Stabsstelle. Seit Herbst sind nun mit Verwaltung und technischem Dienst sämtliche Feuerwehrkompetenzen innerhalb der Stadtverwaltung in der neuen Stabsstelle gebündelt.
Im neuen Jahr wird aktuell noch auf Präsenzfortbildungen verzichtet. Trotz allem sind bereits wieder einige Lehrgänge geplant, wie unter anderem ein Grundausbildungs- oder ein Atemschutzgeräteträgerlehrgang, sobald es die Situation zulässt. Auch Fahrzeugbeschaffungen stehen an: die Abteilung Miedelsbach wird ein neues Löschgruppenfahrzeug als Ersatz für ein fast 30 Jahre altes Fahrzeug erhalten und auch der Auftrag für einen neuen Gerätewagen-Logistik für die Abteilung Schornbach ist bereits vergeben. Außerdem laufen die Planungen und Ausschreibungen für einen Gerätewagen-Transport und ein Mittleres Löschfahrzeug für die Kernstadt.
Gute Nachrichten gibt es auch für die Abteilung Oberberken: Im Gewann "Im Asperfeld" wird ein neues Feuerwehrhaus mit zwei Fahrzeugstellplätzen entstehen. Der Gemeinderat hat die Planungs- und Bauleistungen in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro bereits an eine lokale Bietergemeinschaft vergeben. Das neue Gebäude ersetzt die beiden in die Jahre gekommenen und den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht werdenden Standorte in Ober- und Unterberken. Auch die Ortsverwaltungsstelle wird mit untergebracht. Der Baubeginn ist für Juli dieses Jahres geplant, die Fertigstellung für Oktober 2022.
In diesem Jahr wird die Feuerwehr außerdem durch eine Werbekampagne unter dem Motto »Freiwillig funktioniert« in der Öffentlichkeit verstärkt Präsenz zeigen. »Denn ohne Ehrenamt wird der Brand- und Katastrophenschutz für die Stadt und somit auch die Schorndorfer Bürgerinnen und Bürger unbezahlbar«, weiß Bruckner.